(periphere Notate): Corona heilig! Russe böse!

Daß es sich bei „Corona“ nicht um eine Krankheit, sondern um einen Komplex politischer Maßnahmen handelt, die mit der Krankheit Covid-19 mehr oder weniger notdürftig begründet werden, verdeutlichen Meldungen wie die, eine Fahrprüfung sei „durch Corona verhindert“ worden.

Die heilige Corona ist übrigens nicht nur die Schutzpatronin des Geldes, der Schatzsucher und der Fleischer, sondern wird auch in Seuchenzeiten gerne um Hilfe angerufen. Dies als Rat, falls uns eine solche (Seuche) heimsuchen sollte: Der wesentliche Teil ihrer Reliquien lagert bei Feltre in Venetien. Ungeimpften ohne Grenzpassierschein sei empfohlen, die ihr gewidmete Kapelle im (hier gerodeten) Wald zwischen Sauerlach und Otterfing aufzusuchen. Sie liegt ein Stück westlich von Arget und der dortigen Kirche St. Michael an der Straße nach Gumpertsham und lädt zum Verweilen ein: „Müder Wanderer, stehe still, mach bei Sankt Corona Rast. Dich im Gebet ihr fromm empfiehl, wenn du manch Kummer und Sorgen hast.“ (Zum Wandern ist die recht öde Teerstraße jedoch nur bedingt geeignet.)

Münchner Stadtchronik, 1. März 1946: „Als Zeichen der Zeit ist vielfach eine ‚Weltuntergangspsychose’ festzustellen. Eine Auslese aus solchen Gerüchten: Die Welt geht unter, die Venus stürzt mit rasender Geschwindigkeit auf die Erde, Venus und Mars stoßen zusammen.“ Die Sehnsucht nach Sicherheit in den starken Armen eines erziehenden, strafenden, entmündigenden Zwangsstaats und die aus Überforderung mit Freiheit und Selbstbestimmung entstehenden Angstpsychosen lassen sich offenbar nicht nur auf verderbliche Keime projizieren. Wo gewöhnliche Krankheiten aufgrund ihrer Gewöhnlichkeit nicht schrecken können, müssen sich dann eben das Weltall selbst und seine bösen Gestirne gegen die Menschen verschwören.

Apropos Verschwörung: Offenbar ist die „Tagesschau“ seit Tagen in Alarmstimmung, weil Rußland Truppen nach Rußland verlegt. Und weil die Ukraine in der Nähe von Rußland liegt. Das ist freilich alarmierend. Daß die NATO Truppen zum Kriegüben in die Ukraine verlegt, obwohl die NATO da gar nicht liegt, ist hingegen selbstverständlich.

Das ZDF fordert derweil „Corona-Lockerungen für Geimpfte“. Da bleibt mir der jugendliche Spott über den Sozialkundeunterricht verspätet im Hals stecken. Eine kleine Einführung in Geschichte und Bedeutung der Grund- und Menschenrechte hätte einigen Leuten offenbar nicht geschadet. Zumindest scheint in diesem Fall das „Home-learning“ kläglich versagt zu haben.

Falls jemand an relativ guten Nachrichten interessiert ist: Die zeit- und symptombereinigte „7-Tage-Inzidenz“ für München betrug gestern 4,0.

Seit Youtube so gut wie alle „aufmüpfigen“ Kanäle zensiert bzw. abgeschaltet hat, wird sichtbar, wofür sich die Menschen interessieren sollen. Das ist ein bißchen gruselig.

Wenn die AfD durch die Einbindung in parlamentarische oder vielmehr politindustrielle Prozesse ihre Haltungen, Ziele und Ideale ebenso vollständig ins Gegenteil verkehrt wie die „Grünen“, könnte diese Entwicklung zumindest interessant werden. Allerdings zeigt die Erfahrung, daß die Zwänge des „Betriebs“ eben eher eine bestimmte Ausrichtung (nach rechts) befördern. Beispiele stramm rechter Organisationen, die sich zumindest vermeintlich nach links wenden, kennen wir aus der Anfangszeit der deutschen „Grünen“, als sich Maoisten, Rechtsnationalisten, Deutschliberale, anarchistische Haubesetzer und alle möglichen anderen traditionell diametral einander widerstrebenden Fraktionen auf bestimmte programmatische Ziele zu einigen vermochten: Pazifismus (Gewaltfreiheit), Ökologie, freie Selbstbestimmung und -entfaltung, soziale Gerechtigkeit (Egalitarismus), Fundamentaldemokratie usw. (die sich, wie gesagt, heute ins Gegenteil gewendet haben: Militarismus, Kriegstreiberei, Technokratie, Zurichtung auf moralistische „Unausweichlichkeiten“, Neofeudalismus, Überwachung, zentrale Steuerung und Systemokratie). Allerdings war etwa der „Schutz der deutschen Erde“ ein Programmpunkt, der den Altrechten sowieso am Herzen lag.

Allerdings müßte man zum Weiterspinnen des Gedankens die Haltungen, Ziele und Ideale der AfD erst einmal genauer kennen, also untersuchen, was da neben Wirtschaftsfaschismus und chauvinistischem Nationalismus noch zu finden ist (oder ob). Und dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Lust.

Die Kölner Polizei bereitet sich auf Ausgangssperren vor: Man habe „großes Verständnis dafür, dass die Kölner bei schönem Wetter nicht in ihren Wohnungen bleiben möchten“. Das müssen sie aber nun mal, weil frische Luft die Inzidenzen drückt. Ebenso wie Sonnenlicht, daher der dringende Rat, „Sonnen-Hotspots“ zu meiden.

Angesichts des zähen Winters, der verbreiteten Apokalypsenhysterie und der allgemeinen Trübseligkeit der Zeit erstaunt es doch, daß nicht nur im März (11 Prozent), sondern auch in der ersten Aprilwoche (6 Prozent) weniger Menschen gestorben sind als in den Jahren zuvor. Da mag in manch verblendetem Fanatikerhirn der Slogan „ZeroDeath!“ aufblinken. Aber auch damit wird es nichts werden.



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