(periphere Notate): Macht man halt so.

31. März 2021:

Man kann sich über Bürokratie trefflich erregen, wenn man etwa im Münchner Fundbüro einen Schlüssel abholen möchte: Anruf, Terminvereinbarung per Mail, Bestätigungsmail mitbringen, dort Eingangsabfertigung mit Warteschleife, dann sieben Arbeitsschritte in vier Zimmern mit fünf Personen, jedesmal warten und wieder warten, das alles auf 40 Quadratmetern. Das ist ärgerlich.

Aber das Warten hat offenbar einen Sinn: Man schaut sich um, betrachtet die Räumlichkeiten. Und stellt fest, daß Angestellte der Stadt in derart deprimierend lebensfeindlicher, häßlicher, unbewohnbarer Umgebung nicht nur ihre notwendige und hilfreiche Arbeit verrichten, sondern einen großen Teil ihres Lebens verbringen müssen, daß man danach fassungslos auf der Straße steht und sich in Grund und Boden schämen möchte.

Wenn man bedenkt, daß die Immobilien- und Bauwirtschaft Jahr für Jahr Millionen an Bestechungs-, Schmier- und Reklamegeldern in die Stadtverwaltung hineinpumpt, um ihre wahnwitzigen Betonierungs- und Luxusprojekte gegen den Willen und die Bedürfnisse der Bevölkerung durchzupeitschen, müßte es doch ein leichtes sein, diesen Menschen – die wirklich etwas Sinnvolles tun –  ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen: in echten „Amtsstuben“, hohen Räumen mit Parkett und Holztäfelung, großen Fenstern, schönen Schreibtischen, Blick auf den Garten hinterm Haus.

Zur ermordeten städtischen Kultur und Subkultur, die gerade in der „Corona“-Raserei noch schneller und effektiver ausgemerzt wird als zuvor in der Gentrifizierungs-Raserei, fällt mir nur ein: Es wird spannend, ob nach Lockdown und Breakdown (oder notfalls Teardown) neue Nischen entstehen, wo was erblühen kann. Ich bin nicht sicher, ob wir das noch erleben. Aber hoffnungsvoll.

Das ist übrigens teilweise irreführend. Die „Litfaßsäule“ mit diesem sehr wahren Vorwurf steht in unmittelbarer Nähe zur Eggartensiedlung und der daneben unlängst hinbetonierten Entmenschungszuchtstation. Aber der Vorwurf kommt nicht von MVG, M-Net und muenchen.de. Sondern von jedem noch einigermaßen normal denkenden und empfindenden Menschen.

Trotzdem: Steht da gut. Sollte viel größer da stehen, damit die „Entscheider“ das auch mal lesen (und die unterschwellige Botschaft kapieren: „Ein Scheißdreck ist das, was ihr aus München macht.“)

Übrigens jammert jetzt auch der deutsche Brauerbund: „Der Bierabsatz ist im freien Fall – und ein Ende der Krise nicht in Sicht …“ Ja nun: Gibt es in Deutschland wirklich mehr Polizisten als Kneipen? Wenn nicht: Sperrt halt einfach auf. Wer soll euch hindern?

Ach, und dies „meint“ ein „Initiator“ eines „Testzentrums“ in Demmin, nachdem er hunderte gesunde Menschen mit „Schnelltests“ als „Infizierte“ entlarvt hat: „Die gestiegene Zahl an nachgewiesenen Infektionen, die sonst womöglich unentdeckt geblieben wären, ist mit Blick auf die Pandemiebekämpfung positiv zu bewerten, wie der Apotheker weiß. Mehr positive Ergebnisse, mehr Quarantäne, mehr unterbrochene Infektionsketten, so die Logik.“ Ach, was wäre nicht alles an ansonsten Unentdecktem positiv? Unentdeckte Weltkriege, Naturkatastrophen, Atombombenexplosionen, Umstürze und so weiter – wollen wir das alles herbeitesten, damit es uns noch viel besser geht?

So die Logik.

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