Belästigungen 03/2021: Die Dummheit kämpft an allen Fronten (oder sagen wir: fast)

Ein wesentliches Merkmal der Dummheit ist, wie stur sie an einem Blödsinn festhält, wenn sie sich erst einmal dafür entschieden hat. Daß ihr das Türmchen, das sie sich aus mickrigen Steckerln zusammengebastelt hat, um aufs Dach zu klettern, unter den Füßen zerbröselt, noch bevor sie auch nur mit einem Finger die rostige Dachrinne erhakelt hat, kann und darf sie nicht merken. Weil es nun mal so ist, daß die Dummheit ihre eigene Dummheit nicht erkennen darf, weil sie sonst nicht mehr (ganz so) dumm wäre.

Zur Not schmeißt sie sich den Kittel des wissenschaftlichen Theoretikers um und posaunt so salbungsvolles Zeug in die Welt wie neulich der „Beobachter“, Religionsforscher und Antisemitismus-Beauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume in einem Interview mit der „Zeit“ – der typischerweise gar nicht mitkriegt, daß er versehentlich die Wahrheit sagt:

„Wenn Prophezeiungen nicht eintreten – und das ist gerade bei Verschwörungsmythen ja regelmäßig der Fall – entsteht kognitive Dissonanz. Die Leute haben wirklich Schmerzen: Sie haben Zeit und Geld investiert, vielleicht sogar soziale Beziehungen an die Wand gefahren – und jetzt soll alles nicht wahr gewesen sein? In solchen Situationen suchen viele Menschen nach Anschlußerzählungen.“

Da denkt der klar denkende Mensch logischerweise an das „Corona“-Theater, das deutsche Politiker seit einem Jahr aufführen und das irgendwie einfach nicht richtig hinhauen will, allen „Anschlußerzählungen“ zum Trotz. Massensterben, Zweite Welle, Mutanten, Dritte Welle … man kann die diagnostizierte kognitive Dissonanz regelrecht mit Händen – oder sagen wir: mit Blicken greifen, wenn man versehentlich dem auf allen Kanälen rotierenden Dauerpropheten Karl Lauterbach in den Wortschwall gerät: „Ich war heute im Gesundheitsamt Köln“, meldet der rastlos „zwitschernde“ Kriegsherr. „Dort macht man eine grossartige (sic) Arbeit. Trotzdem geht die Schlacht gegen B117/B135 Mutanten auch dort verloren. Die Infizierten, die man nicht erfasst, bleiben länger ansteckend. Dazu zählen Symptomlose und Testverweigerer.“

Eine Realität, die hinter dem Nebel des Wahns zaghaft aufscheinen könnte, gibt es offenbar nicht mehr. Fast wünscht man sich Herrn Seehofer herbei, von dem zumindest gelegentlich ein verständliches Wort überliefert ist, aber der läßt per Radio von der Front vermelden: „Wir kämpfen an der österreichischen und tschechischen Grenze gegen die Mutanten!“

Und so bleibt man hilflos dem von jeglicher Logik entbeinten Bullshitgeröll des notorischen Seitenscheitels ausgeliefert: „Leider beginnt die 3. Welle genau so, wie epidemiologisch vorhergesehen. Daran wird sich auch nichts ändern, nur weil weltweit die Fälle sinken.“ Weil eine „Pandemie“ nämlich auch ganz ohne Fälle auskommt (die in der deutschen Sprache genaugenommen „sinken“ gar nicht können, höchstens nach einem Schiffbruch, aber was soll’s), solange nur der Lauterbach eifrig plätschert: „Es gilt weiterhin, einfach nur Zeit zu gewinnen, bis möglichst viele das rettende Ufer der ersten Impfung erreicht haben.“

Da haben wir ihn ja, den Schiffbruch! Und weiter sinken Grammatik und Sinn: „Sehr helfen würde, 6 Wochen lang nur 1. Impfung BionTech zu geben. Mit maximaler Geschwindigkeit, dazu Astra an alle <65 aus drei Prio-Impfgruppen. Könnte Sterblichkeit konstant halten bei steigender Fallzahl. Dazu Antigentests 2x/Woche in Schule und Betrieben. Wer verliert? Verlierer 3. Welle sind: ‚Zu jung für Impfung, zu alt für leichten Verlauf.’ Jetzt wird sich zeigen, dass immer falsch war, ‚Schutz der Pflegeheime statt Lockdown’. Diese sind bald sicher. Aber viel härter trifft es 50-80 Jährige. Viele werden schwer krank Wochen vor Impfung.“

Man möchte sich freuen, daß immerhin die Epoche des mühseligen Argumentierens gegen den Schwachsinn offenbar längst vergangen und die Ära des Schwachsinns flächendeckend angebrochen ist. Man möchte dem deutschen Wörterbuch den Begriff „Verschwürungsmythen“ schenken und Herrn Blume alarmieren, damit er sich um den Lauterbach kümmert oder ihn wenigstens zu seinem eigenen Schutz vorübergehend wegsperrt, bevor ihm die nächste „Anschlußerzählung“ ins Hirn schießt und verbreitet werden muß.

Aber der hat sie ja selber, die kognitive Dissonanz, deren Merkmal es eben ist, daß man sie nicht bemerkt. Das gilt für die „Corona“-Sturmtruppen übrigens auch dann, wenn sie zufällig thematisch mal aus ihrer Blase herausstolpern und zum Beispiel in die „Süddeutsche Zeitung“ wiederum an und für sich wahre Sätze wie diese hineinschreiben: „Die Bundespressekonferenz ist einzigartig: Journalisten befragen und kontrollieren dort die Regierung. Doch manche mißbrauchen die Veranstaltung für Propaganda und Verschwörungsmythen.“

Stimmt, aber gemeint ist auch hier das Gegenteil: mißliebige Journalisten, die sich als noch geduldete Mitglieder selbigen Vereins (der übrigens, das sollte man hin und wieder erwähnen, keine Regierungsveranstaltung, sondern das Gegenteil einer solchen ist oder wenigstens sein sollte) erdreisten, den amtlichen Mythos durch freche Fragen zu untergraben, für dessen Errichtung, Hege und Pflege die offizösen Medientrompeter „Zeit und Geld investiert, vielleicht sogar soziale Beziehungen an die Wand gefahren“ haben. „Und jetzt soll das alles nicht wahr gewesen sein?“

„Das Virus gibt einfach nicht auf, das sehen wir in den letzten Tagen ganz klar“, meldete der vorübergehende deutsche Alleinherrscher Jens Spahn am 19. Februar. Die Dummheit auch nicht, möchte man hinzufügen und zwecks letztgültiger Demonstration ein paar eindrückliche Beispiele aus dem reichen Schatz des Panikgebells von Markus Söder zitieren. Aber Gott oder wem auch immer sei Dank zwitschert im Februarsommer nicht nur das desperate Rudel der fanatisch dummen Verschwürungsmythologen, sondern auch die Meise, deren Trillern sich immerhin sinnvoll ins Deutsche übersetzen läßt: „Laß den Schmarrn, es ist Frühling, da gibt es wichtigeres zu tun.“

Die Kolumne „Belästigungen“ erschien bis April 2020 alle vierzehn Tage im Stadtmagazin IN MÜNCHEN. Seitdem kann das Heft aufgrund der von Bundesregierung und bayerischer Staatsregierung verfügten „Maßnahmen“ nicht erscheinen, weil die Veranstaltungen, die darin angekündigt werden könnten, verboten sind. Daher gibt es die „Belästigungen“ bis auf weiteres nur hier (und auf der In-München-Seite).

2 Antworten auf „Belästigungen 03/2021: Die Dummheit kämpft an allen Fronten (oder sagen wir: fast)“

  1. Ja mei , die Politiker haben das Coronatheater erfunden, meinst du. Politiker betitelst du als Alleinherrscher. Du kannst nur meckern, aber keine Alternative zeigen. Wie armselig.

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