57, 58, 59 … 60 Jahre Lach & Schieß!

Als ich ein kleiner Bub war, habe ich mich immer auf Silvester gefreut. Nicht weil es draußen geknallt und geblitzt hat, das schon auch, aber vor allem weil dann diese merkwürdigen Leute im Fernsehen kamen und diese merkwürdigen Sachen sagten, die sonst niemand gesagt hat und bei denen ich am Boden herumrollen und lachen und kichern mußte, ohne zu wissen warum. Da hat es in meinem Kopf geknallt und geblitzt, und dabei habe ich gelernt, daß Klugheit, Witz und Scharfsinn was anderes sind als ein Lexikon hersagen zu können, sämtliche Scherze von Kare und Lucki zu kennen und bei einem Buch von Enid Blyton nach fünf Seiten zu wissen, wer’s war. Das war sogar noch schlauer und lustiger als die Tollsten Geschichten von Donald Duck, und das, liebe Germanisten, will ganz schön was heißen.

Wovon ich spreche ist: das Ensemble der Lach- & Schießgesellschaft, das und die mich irgendwie zu allem gemacht haben (und immer noch machen), was ich bin, ohne daß ich es gemerkt hätte. Selbst hineingeraten in den „Laden“, in diesen unvergleichlichen Schlund der Weltkultur, wo Bosheit, Witz und Geist Blüten treiben, Schwerter schlucken und Feuer speien, bin ich „erst“ vor zehn Jahren. Und seitdem aber geblieben, fast jeden Tag zumindest in unmittelbarer Umgebung (sagen wir: höchstens einen Tresen weiter). Weil ich hier ganz nebenbei mehr Freunde, liebe Menschen, sozusagen geistig-moralische Schwestern und Brüder gefunden habe als im ganzen Leben zuvor. So kann das gehen, wenn man nicht aufpaßt. Und großes Glück hat.

Ich hatte sogar noch das Glück, mit Dieter Hildebrandt, den ich dazumal als Bub im Fernsehen sah und der schneller sprach, als ich je denken könnte, auf einer Bühne herumhampeln und ihm mitzuteilen zu dürfen, was er da angerichtet hat. Aber das ist schon wieder Geschichte, und damit genug von mir. Als die Lach- & Schießgesellschaft vor sechzig Jahren gegründet wurde, kannten sich ja noch nicht mal meine Eltern. Ohne die ich mir die Welt ebenso wenig vorstellen mag wie ohne die Lach & Schieß.

Sechzig ist eine große Zahl. Da könnte man an die Rente denken oder an den Abstiegskampf in der zweiten Liga, aber beides ist hier vollkommen fehl am Platz. Vor kurzem habe ich das neue Ensemble der & Schieß gesehen und mußte genau so lachen, kichern und (im Geiste) am Boden herumrollen wie damals als kleiner Bub.

Legende? Ja, schon. Aber halt auch: immer neu, aktuell, zwei Schritte weiter als der Rest. Gegenwart, in der es im Kopf genau so knallt und blitzt wie eh und je. Suchen Sie ruhig was Vergleichbares. Oder lassen Sie’s bleiben, Sie haben’s ja (hoffentlich) schon gefunden.

geschrieben am 6. Mai 2016 auf einer Bank hinter dem Münchner Rathaus als Vorwort für das Programmheft der Lach & Schieß zu eben diesem Anlaß

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