Beim Schreiben eines Romans (8)

 
„Ach so, Liebe heißt für dich Verantwortung.“
„Was denn sonst?“
„Was sonst? Wie wär’s mit Liebe? Sonst könnte man gleich sagen: Wir haben eine Verantwortungsbeziehung. Romeo verantwortet Julia.“
„Ha ha.“
„Genau. Lächerlich.“
„Der Witz. Verantwortung ist nicht lächerlich.“
„Und was bedeutet das, Verantwortung?“
„Daß man sich umeinander kümmert.“
„Wenn man alt und krank wird und so was.“
„Ja. Das ist nicht zum Lachen. Man wird ja wirklich alt und krank.“
„Yeah, und dein Orgasmus ist so richtig geil, wenn du dir vorstellst, daß sie dir in vierzig Jahren den Hintern putzt und die Windel wechselt.“

„Darüber kann man sich toll lustig machen. Und dann fährt dich ein Auto an, du sitzt im Rollstuhl und bist allein. Und dann?“
„Und dann? Zyankali.“
„Quatsch.“
„Also muß ich meinen Arzt lieben, bevor er mir Tabletten gibt, oder was?“
„Du weißt genau, was ich meine. Du stellst dich nur blöd, weil du nicht unsouverän wirken willst.“
„Genau. Aber im Rollstuhl zu sitzen und sich als lallendes Wrack durch die Gegend schieben zu lassen von jemandem, in den man sich extra dafür vorher verliebt hat, das ist total souverän. Meinetwegen kannst du gerne in einer Eisenrüstung mit Helm durch die Welt laufen, falls dir mal ein Meteorit auf den Kopf fällt. Aber zieh das Ding dann bloß nicht beim Ficken aus, weil es da plötzlich keine Rolle mehr spielt. Und erzähl mir nicht, daß das irgendwas mit Liebe zu tun hat.“
„Hat es aber.“
„Hat es nicht. Liebe ist das Ding, das dir drauffällt, du Trottel.“

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