Beim Schreiben eines Romans … (3)

„Was hat dich an ihr am meisten gestört?“

„Ihre Arbeit. Ihre Einstellung zur Arbeit. Daß sie ihr so wichtig war, daß sie sich dafür aufgeopfert hat. Nein, das klingt blöd. Daß sie umsonst Überstunden gemacht hat und die Zeit nicht lieber mit mir verbringen wollte.“

„Was war ihr so wichtig an der Arbeit?“

„Ich weiß es nicht. Es war wohl so was wie Pflichtgefühl. Sie wollte die anderen nicht im Stich lassen und hat nicht gemerkt, wie sie ausgenutzt wird.“

„Die anderen?“

„Ihre Kollegen. Jeder hat dort Überstunden ohne Bezahlung gemacht.“

„Ihre Kollegen. Du meinst also, ihre Kollegen waren wichtiger als du?“

„Nicht so direkt. Mehr die Firma an sich.“

„Du warst also eifersüchtig auf ihre Kollegen.“

„Nein, nicht eifersüchtig, natürlich nicht. Ich wollte, daß es ihr gut geht, daß es uns gut geht. Daß wir Zeit füreinander haben.“

„Daß sie Zeit für dich hat.“

„Auch, ja.“

„In der sie dann vor dem Computer saß und an ihren Kriegsspielen hing. Oder vor der Glotze.“

„Nein, das lag ja daran, daß sie so überarbeitet war. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten …“

„Du warst eifersüchtig auf ihre Kollegen.“

„Nein, darum ging es nicht.“

„Sie ist mit einem Kollegen abgehauen.“

„Ja, aber …“

„Sie ist abgehauen vor dem eifersüchtigen Kerl daheim, der sie umerziehen wollte und die ganze Zeit belehrt hat. Geflüchtet in ein Leben, in dem sie bewundert wird und sich wohl fühlt.“

„Na ja, wenn du das so sehen willst.“

„Ich will gar nichts. Du bist derjenige, der es so sieht.“

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